Kürzlich musste ich mal wieder ein Formular ausfüllen und mal wieder meinen Beruf eintragen. Dabei zucke ich immer zusammen. Denn alleine in den vergangenen sechs Jahren habe ich folgende Dinge intensiv getan und oft gutes Geld damit verdient – was nach meiner Auffassung die Definition eines Berufs ist: Etwas regelmäßig tun und dafür bezahlt werden.
Meine vergangenen sechs Jahre in einer Nussschale
Ich habe getan und gemacht:
- das Designbüro Freise gegründet und erfolgreich gemacht und dort:
- Websites konzipiert, gestaltet und gecoded
- Frontends programmiert
- von Logos bis Magazine klassisches Grafik-Design abgeliefert
- ein Buch mit Kurzgeschichten veröffentlicht
- und eins mit Katzenbildern
- ein Comic veröffentlicht, das kurzzeitig Bestseller bei Amazon war
- den Slam 2013, die deutschsprachigen Meisterschaften nach Bielefeld geholt und veranstaltet
- ein Crowdfunding-Projekt mit eigenen Illustrationen konzipiert und erfolgreich durchgeführt
- ein weiteres Crowdfunding-Projekt initiiert und erfolgreich durchgeführt, das internationale Presse bekommen hat
- beide Projekte (im Laufe dieses Sommers) abgeschlossen
- das Comic aus dem zweiten Crowdfunding-Projekt bei einem der großen (dem größten?) deutschen Comic-Verlag untergebracht
- das erste werde ich auch noch los
Und das sind nur die lautesten Dinge. Daneben gab es auch viele kleinere Dinge, Auftritte und auch Chancen, die ich bewusst liegen gelassen habe. Dabei sind das eben nur die vergangenen sechs Jahre. In den fünfzehn Jahren davor habe ich auch so einiges interdisziplinäres getan – Grafik, Programmierung, Schreiben, Video. Sowas. Arbeit eben. Ich denke, mein Berufsbezeichnungs-Dilemma wird deutlich.
Hilfe! Was bin ich?
Nun stand ich da also vor diesem Formular und wusste nicht so recht: Was bin ich eigentlich? Immer wenn ich das eine eintrug, rief das andere aus dem Hintegrund „Ey!“
Dann, nennt es Eingebung, stolperte ich beim Lesen im Web einmal mehr über das wohlklingende englische Wort „Entrepeneur“, das übersetzt im wörtlichen Sinne „Unternehmer“ bedeutet. Was im deutschen jedoch Hölzern nach mit Edelkirsch vertäfelten Konferenzräumen, Wirtschaftswunder und Zweireihern klingt, schwingt im englischen in der Dynamik des „unternehmens“, des „machens“, des „ich unternehme etwas“. Ich war mir sicher: Ich bin ein Entrepeneur.
Aber:
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Entrepeneur? Si, Madame!
Grundsätzlich war mir das aber nicht eindeutig genug.
Also suchte ich nach der Klammer, die alles was ich anfasste und tat umschließen könnte. Lange Geschichte, kurz geschnitten: Die war mit dem Begriff „Kreativität“ schnell gefunden.
„Creative Entrepeneur“ stand dann da auf einem Stück Papier. Und ich fühlte mich sehr wohl damit.
Fast.
Nach einigem hin und her im Resonanzraum des kreativen Geistes beschloss ich dann aber doch, die deutsche Formulierung „Unternehmer“ zu wählen. Nicht weil „Das ist Deutschland hier!“ Sondern: Der Zusatz „Kreativ“ befreite den „Unternehmer“ vom Muff der Jahrzehnte. Andersherum stahl das Wort „Unternehmer“ dem „Kreativen“ jeden Anstrich von DIY und brotloser Kunst. Da hatte ein Topf einen Deckel gefunden. Der Moment, in dem ich die beiden Begriffe zum „Kreativunternehmer“ kombinierte war einer dieser Momente, in denen wir Kreativen wissen: Das Ergebnis eines oft langen Prozesses ist gefunden. Alle Fäden sind zusammengelaufen und im Kopf macht es Feuerwerk.
Also, liebe Formulare:
Ich bin Kreativunternehmer.
Und es geht mir gut.